Sonntag, 30. Mai 2010

"Seltsame" Menschen

Wenn wir auf Menschen treffen, die anders sind als wir selbst, empfinden wir unser Gegenüber schnell als "seltsam" und "merkwürdig" und wir haben den Eindruck, dass der oder die irgendwie nicht so richtig tickt.

Wir fragen uns dann,

* wie man so etwas denken
* oder sagen kann,
* wie man so etwas für richtig halten
* oder wie man sich so benehmen kann
* usw.

Wenn sich jemand anders verhält, als wir es erwarten oder gewohnt sind, ist klar: wir sind "richtig" und mit dem anderen stimmt was nicht.

Aber, wer sagt uns eigentlich, dass das wirklich so stimmt?

Wie sieht wohl dieser seltsame Mensch Sie? Wie empfindet der andere Ihr Verhalten? Könnte es sein, dass dieser Mensch auch von Ihnen denkt, dass Sie nicht ganz ganz richtig ticken?

Und wer hat nun Recht?

Keiner, würde ich sagen! Denn letztlich kann es nicht darum gehen zu beurteilen, wer von zwei verschiedenen Menschen nun richtiger tickt, denn die Beantwortung dieser Frage hilft keinen Schritt weiter wenn es um das gegenseitige Verständnis und Miteinander gehen soll.

Damit die Kommunikation und ein Miteinander mit einer Person möglich ist, die anders ist als wir, hilft zunächst nur eines: das Anderssein wahrzunehmen und es zu akzeptieren. Und zwar das Anderssein der Person, aber auch das eigene Anderssein aus dem Blickwinkel der Person. Denn wenn jemand für uns "anders" sind, können wir stark davon ausgehen, dass wir auf diese Person auch in gewisser Weise befremdlich, eben "anders" wirken.

Auch ich kann mich nicht davon freimachen, in manchen Gesprächen verwundert oder verärgert festzustellen, dass die Person wirklich anders tickt als ich. Aber wenn ich das so erkenne, liegt es in meiner Hand, eine Brücke zu schlagen. Und dabei hilft mir der Gedanke: Hey, ich bin für den oder die bestimmt genauso seltsam und schräg! Dieser kleine Positionswechsel kann viel bewirken – probieren Sie es mal aus.