Montag, 30. August 2010

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend

Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend

Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.



Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe

Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,

Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern

In andre, neue Bindungen zu geben.



Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,

Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.



Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,

An keinem wie an einer Heimat hängen,

Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,

Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.



Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise

Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,

Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.



Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde

Uns neuen Räumen jung entgegensenden,

Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!



Hermann Hesse

Sonntag, 29. August 2010

Einmal drüber schlafen statt eilig entscheiden

Inneren Abstand zu den Problemen, die gelöst werden wollen, gewinnen - Nicht ständig so heiß essen, wie gekocht wird – einige Berater erinnern ihre Kunden derzeit gerne daran

"Alle Weisheit beginnt mit der Erkenntnis der Tatsachen." Diese kluge Bemerkung des römischen Anwalts, Redners und Philosophen Cicero ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Was zu bedauern ist. Denn "ohne gründliches Nachdenken erschließen sich die Tatsachen nicht" , erinnert der Unternehmensberater Professor Hermann Simon seine auf Schnelligkeit getrimmte Klientel. Und spricht damit das vermutlich größte Manko derzeitiger Unternehmensführung an: das übereilte Handeln.

Denn, so Simon, "wenn etwas zu kurz kommt aufgrund der vielen Ansprüche, die ständig auf eine Führungskraft einströmen, dann ist es Zeit zur Besinnung, zum Überlegen, zum Abwägen." Kurz: inneren Abstand zu den Problemen herzustellen, nicht aus dem vermeintlichen Druck der Situation heraus überhastet aktiv zu werden.

"Solide, weiterführende Problemlösungen verlangen Zurückhaltung. Im Denken wie im Handeln. Mithin als Erstes und Wichtigstes, sich von den Problemen zu lösen, auf innere Distanz zu ihnen zu gehen, dem Geist die Möglichkeit zu geben, sich auf sie einzustellen" , rät auch Thomas Weegen, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Coverdale, München, seinen Kunden. Und erinnert an den unseren Altvorderen noch ganz geläufigen Rat, erst einmal eine Nacht über die Probleme zu schlafen. Weegen: "Wer ihn schon einmal beherzigt hat, weiß um seine Nützlichkeit. Unabhängig von ihrer Art und Größe, Probleme werden handlicher, gelingt es, sich nicht gänzlich von ihnen in den Bann schlagen zu lassen."

In der Ruhe liegt die Kraft

Was so oft gesagt und so selten beherzigt wird: In der Ruhe liegt die Kraft, gerade im Umgang mit Problematischem, nicht nur in Entscheidungssituationen. Sich diese Ruhe zu bewahren ist der zuverlässigste Schlüssel zu Lösungen mit längerem Haltbarkeitsdatum. Übereiltes Handeln schafft nur zusätzliche Irritationen. Das zeigt der Blick in die Politik ebenso wie der blühende Unsinn der Quartalsberichterstattung in der Wirtschaft, der das Blickfeld und den Horizont verengt und nichts Segensreiches zur Unternehmensführung beisteuert.

"Es wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird." Das war einmal eine selbstverständlich gebrauchte Lebensweisheit. Wann haben Sie diesen die Gemüter beruhigenden Einwurf aus verantwortlichem Munde zum letzten Mal in einer Besprechung gehört?

"Überall wird von beängstigend zunehmender Komplexität geredet" , berichtet Weegen. Aber die praktische Konsequenz daraus werde kaum gezogen: Erst denken und nachdenken, dann den Mund aufmachen und/oder handeln, sich die Zeit nehmen, etwas gründlich zu hinterfragen, einer Sache wirklich auf den Grund zu gehen. Dabei nähme gerade die darauf fußende Lebenseinstellung den Problemen und Fährnissen des beruflich-geschäftlichen Betriebs viel von ihrer oft als Bedrohung empfundenen Herausforderung und umtreibenden Beunruhigung. Nichts eröffne Führungskräften so die Möglichkeit zu größerer innerer Ruhe und Handlungssicherheit wie Besinnen, Überlegen, Abwägen. Und dazu gehört auch, sagt Weegen, "sich mit seinen Leuten im offenen Diskurs zu beraten und sich tatsächlich auch beraten zu lassen" .

Mitreißende Probleme

Leider ist diese Haltung sehr selten geworden. Die Regel ist inzwischen, sich von Problemen einfach mitreißen zu lassen, schnell Stellung zu nehmen, sich fix zu positionieren, den eigenen An- und Absichten zuwiderlaufende brüsk zurückzuweisen. Auf der Strecke bleibt dabei auch die Möglichkeit zu erkennen, dass es sich oft, viel zu oft um lediglich konstruierte und/oder eilfertig unter persönlichen Nützlichkeitserwägungen herbeigeredete und -geschriebene Probleme handelt. Letzteres scheint inzwischen sogar zu einer individuell wie gesamtgesellschaftlichen Selbstverständlichkeit geworden zu sein, die bestürzt.

Bezeichnend die Bemerkung von Johannes Steyrer, Professor an der Interdisziplinären Abteilung für Verhaltenswissenschaftlich Orientiertes Management an der Wirtschaftsuniversität Wien: "Für mich fragen sich die Akteure, und zwar sowohl in Wirtschaft als auch in der Politik, viel zu wenig rational und lange, was sie tun. Wenn wir alle wüssten, wie schrecklich banal da Entscheidungen getroffen werden, wir würden uns wirklich wundern und zudem unendlich fürchten."

Hilfreiche Sprichwörter

Es ist überhaupt nicht altmodisch, bedachtsam und besonnen zu sein, sich vor vorschnellen und vorschnell abweisenden Beurteilungen und Schritten in Acht zu nehmen. Sprichwörter wie "Eile mit Weile" , "Gut Ding will Weile haben" , "Blinder Eifer schadet nur" , "Der Eifer ist wohl ein guter Diener, aber ein böser Herr" sind aus tiefer Lebenserfahrung entstanden.

Dass sie heute kaum noch bekannt sind, ist zu bedauern. Sie vermitteln nämlich Gelassenheit, begrenzen das Gefühl banger Hilflosigkeit, das sich angesichts schwieriger Problem- und Entscheidungssituationen leicht einstellt. Sie machen ein wenig souveräner im Umgang mit den Herausforderungen einer übereilig gewordenen überdrehten Welt.

Sie bewahren sogar davor, sich in spontaner Geschäftigkeit zu erschöpfen und sich damit meist weitere Probleme einzuhandeln. "Wenn ich bei einem augenblicklichen Ärger Geduld habe, so kann ich mir Sorgen für hundert Jahre ersparen" , rät ein uraltes chinesisches Sprichwort. Sinnverwandt die Bemerkung des vorchristlichen römischen Dichters Horaz: "Ein Scherz, ein lachend Wort entscheidet oft die größten Sachen treffender und besser als Ernst und Schärfe."

Notwendige Souveränität

Es braucht allerdings Souveränität, solchen Maximen zu folgen, sie zur eigenen Verhaltenskonstante zu machen. Angesichts des allgegenwärtigen, aufgeregten Aktionismus lohnt es aber, sich darum zu bemühen. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer sich künftig noch weit mehr als heute mit problematischen, unübersichtlichen Konstellationen und Situationen auseinandersetzen müssen.

Um sie zu meistern, braucht es diese Souveränität. Dazu die Souveränität des Wissens, dass die einzig sinnvolle Problemlösung oft die unerwartete, nicht unmittelbar voraussehbare ist, dass Ab- und Zuwarten äußerst hilfreiche Verhaltensweisen bei der Lebensbewältigung sein können, dass "Gemach, gemach" wahrlich nicht die dümmste aller Lebensmaximen ist. Und dass sie unbedingt dem Impuls, dem Moment folgend loszustürmen und entsprechend unbedacht nach "Lösungen" zu greifen, vorzuziehen ist. Dieser ist unsouverän.

Solches Vorgehen wird inzwischen zu einer immer größeren Last. Die Auswirkungen sind in Politik und Wirtschaft überall zu spüren. Kleine Geister drehen atemlos große Räder, handeln aus dem vermeintlichen Druck der Situation heraus viel zu voreilig, nicht zu Ende gedacht, gefangen in den Fesseln des treibenden Zeitgeistes und ebensolchen unreflektierten Ehrgeizes. Und bestätigen damit ein ums andere Mal das alte Sprichwort: "Was früh zeitig wird, fault bald." (Hartmut Volk, DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.8.2010)

Lesetipps zum Thema

* Dietrich Dörner: "Die Logik des Misslingens" , Rowohlt Verlag, Reinbek, 8. Auflage 2009, 352 Seiten

* Stefan Strohschneider / Rüdiger von der Weth: "Ja, mach nur einen Plan - Pannen und Fehlschläge - Ursachen, Beispiele, Lösungen" , Verlag Hans Huber, Bern, zweite, vollständig überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Auflage 2002, 296 Seiten

* Hermann Simon: "Think - Strategische Unternehmensführung statt Kurzfrist-Denke" , Campus Verlag, Frankfurt/Main, limitierte Sonderausgabe 2009, 235 Seiten

* Bianca Braun: "Erfolgreich jenseits der Börse - Was führende Familienunternehmen auszeichnet" , Verlag Orell Füssli, Zürich 2009, 167 Seiten

* Carol Tavris / Elliot Aronson: "Ich habe recht, auch wenn ich mich irre - Warum wir fragwürdige Überzeugungen, schlechte Entscheidungen und verletzendes Handeln rechtfertigen" ,Riemann Verlag, München 2010, 382 Seiten

* Manfred Prisching: "Das Selbst Die Maske Der Bluff - Über die Inszenierung der eigenen Person" , Molden Verlag, Wien 2009, 221 Seiten

* Peter von Matt: "Die Intrige - Theorie und Praxis der Hinterlist" , Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage 2009, 496 Seiten

Quelle: DerStandard online; 28. August 2010

Im Hier und Jetzt leben - Was bedeutet das?

Kennen Sie die Geschichte mit dem Esel, der zwischen zwei Heuhaufen steht? Der Esel kann sich nicht entscheiden, von welchem Heuhaufen er fressen soll. Und schließlich verhungert er. Tod durch fehlende Entschlussfähigkeit.

Fehlende Entschlossenheit bringt einen natürlich nicht immer um. Aber trotzdem kann sie für eine Menge Frust und Schmerz sorgen.

Die Welt da draußen bietet uns allen viele, wunderbare Möglichkeiten. Aber oft haben diese Möglichkeiten ein Verfallsdatum. Und wenn man sich nicht entscheiden kann, wird man manchmal wirklich vom Leben bestraft, weil man zu spät kommt.

Schauen wir der Wahrheit ins Auge: Unser Leben ist kurz. Und eh man sich versieht, sitzt man mit 75 auf der Parkbank und fragt sich, wie schnell die Zeit vergangen ist. Und dann geht das große Bedauern los. Hätte ich doch bloß… ja, man hätte sich nur entscheiden müssen, damals.

Es gibt nur einen guten Zeitpunkt, mit dem wirklichen Leben anzufangen. Und dieser Augenblick ist jetzt. Nicht morgen, nicht in einem Monat, nicht wenn die Kinder erwachsen sind. Der Augenblick anzufangen und sich zu entscheiden, ist immer JETZT.

Im Jetzt zu leben bedeutet nicht nur, dass man den Augenblick wertschätzt. Das ist auch wichtig. Aber das alleine reicht nicht. Im Hier und Jetzt zu sein bedeutet vor allem, aus dem Vollen zu schöpfen und wirklich zu leben. Nicht nur in der Sparversion, sondern das wirkliche, unsichere, aber dafür lebendige und spannende Leben.

Die meisten von uns haben unerfüllte Träume, Sehnsüchte und Wünsche. Aber uns fehlt oft die Entschlusskraft und der Mut, sich für die Träume und Wünsche zu entscheiden. Daran verhungert man zwar nicht, so wie der Esel in der Parabel. Aber die eigene Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, Vitalität und Lebensfreude werden immer magerer bis oft nichts mehr übrig bleibt. Man stirbt nicht physisch. Aber die eigene Seele stirbt Stück für Stück.

Deswegen mein Appell an Sie: Entscheiden Sie sich heute, wirklich zu leben. Lassen Sie sich nicht durch die vielen Zweifel, durch Sicherheitsdenken, durch die vielen Bedenkenträger oder durch Ihre Angst aufhalten. Entscheiden Sie sich heute.

Erfolgreiche Menschen, also Leute die das im Leben haben, was sie wollen, sind meistens ziemlich gut darin zu entscheiden. Man könnte sogar sagen, dass “Entschlussfreude” eine Schlüsselfähigkeit ist, wenn man sich etwas im Leben aufbauen will.

Warten Sie also nicht, bis Sie 100% sicher sind. Das gibt es nur ganz selten im Leben. Und selbst wenn Sie sich zwischen zwei Dingen nicht entscheiden können, dann ist es oft besser, eine Münze zu werfen und die Entscheidung dem Leben zu überlassen. Sogar eine schlechte Entscheidung kann besser sein, als sich gar nicht zu entscheiden.

Gibt es eine Entscheidung, die ansteht in Ihrem Leben? Eine Situation, mit der Sie nicht glücklich sind und die aufgelöst werden muss? Oder gibt es irgendwo zwei oder mehr Alternativen, zwischen denen Sie sich bisher nicht entscheiden konnten? Dann entscheiden Sie sich bitte eher schnell. Denn Entscheidungen bringen Bewegung ins eigene Leben und wenn man die Augen und Ohren offen hält, kann man aus jeder Entscheidung etwas lernen, selbst wenn sie nicht perfekt war.

Entscheiden Sie sich also bitte. Am besten jetzt gleich.

Montag, 23. August 2010

Psychotherapie in Wien

Psychotherapeutischer Bereitschaftsdienst Wien

Tel.: 01/320203040

Erreichbarkeit des Psychotherapeutischen Bereitschaftsdienstes:

Mo, Mi, Do von 15 bis 18Uhr

Mit einem Anruf zum Erstgespräch für leistbare psychotherapeutische Behandlung ohne lange Wartezeiten.

Der PTBD ist im Grunde genommen ein einfacher Sekretariatsdienst. Sie telefonieren mit einer SekretärIn die mit Ihnen gemeinsam Termine vereinbart. Am Telefon sitzt keine TherapeutIn!

Wir vereinbaren direkt Termine für Erstgespräche für Sie oder geben Ihnen Namen und Nummern von PsychotherapeutInnen in Ausbildung unter Supervision – wie Sie wollen.

Die Therapien finden in ganz Wien, in der Praxis der gewählten Therapeutin, des gewählten Therapeuten statt.

Am Telefon wird keine psychotherapeutische Beratung/Behandlung oder Krisenintervention angeboten.

Wir empfehlen mehrere Erstgespräche zu führen, da das Zusammenpassen (z.B. Vertrauen, Sympathie,…) von KlientIn und PsychotherapeutIn ein hoch relevanter Wirkfaktor ist.


"Im akuten Krisenfall wenden Sie sich bitte an die psychiatrische Soforthilfe , Achtung: Beschränkung auf WIEN)"


PSYCHOTHERAPEUTISCHE AMBULANZ AN DER SFU Sigmund Freud Privat Universität WIEN

Ambulanz / Anmeldung:
(Anmeldung & telefonische Auskunft)

Ambulanzzeiten:
Mo-Do: 09 Uhr bis 18 Uhr
Fr: 09 Uhr bis 15 Uhr

Telefon +43 1 79 89 400
Email: ambulanz@sfu.ac.at

Kosten:
Die Kosten sind gestaffelt nach Einkommen (bis 75 € pro Sitzung).

In der psychotherapeutischen Ambulanz der Sigmund Freud Privatuniversität haben alle Personen, die Rat, Hilfe und Lösungen in seelischen Fragen suchen, eine Möglichkeit, mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten zu sprechen und eine Behandlung abzuklären.

Wiener Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung (WGPV)
Lustkandlgasse 23/3-4
1090 Wien
Tel: +43 1 968 80 25
Fax: +43 720 70 39 62
E Mail: wgpv@psychotherapie-wien.at

Informationen über Psychotherapie auf Krankenschein

Sonntag, 22. August 2010

Genug ist nie genug

Haben Sie manchmal das Gefühl, dass es nie genug ist, was Sie tun? Vielleicht sogar, dass Sie selbst nicht genug sind?

Wenn ja, dann willkommen in Club. Das geht nämlich ganz vielen Menschen so.

Dieses Gefühl, dass es nie genug ist, fühlt sich grundsätzlich nicht besonders schön an. Es treibt uns, es setzt uns unter Druck und es hält uns in Bewegung. Aber wenn man dieses Gefühl geschickt kanalisiert, dann sorgt es tatsächlich oft dafür, dass wir ganz viel schaffen, dass wir unsere Grenzen überwinden und über uns hinaus wachsen.

Dieses Gefühl, dass es nie genug ist, ist ein bisschen wie ein Messer. Man kann ganz nützliche Dinge damit tun, aber man kann sich auch damit schneiden. Und das ist es, was vielen passiert.

Denn wenn wir diesem „Es ist nie genug“ freien Lauf lassen, dann kann uns dieses Gefühl das Mark aus den Knochen saugen und uns direkt in einen Burn-Out schicken. Denn wer sich ständig selbst treibt, der vergisst manchmal, dass wir Menschen ziel- und druckfreie Zeiten zum Aufladen brauchen, sonst sind unsere Batterien irgendwann leer.

Dieses Gefühl, dass es nie genug ist, hat manchmal noch einen unangenehmen Effekt. Es kann uns im Extremfall lähmen. Viele Menschen, die an Aufschieberitis leiden, haben übersteigerte und oft unrealistische Erwartungen an sich selbst. Sie gehen also schon im Vorfeld davon aus, dass es nicht genug sein wird, wenn sie etwas erledigen werden. Deswegen fangen sie erst gar nicht an, um dieses Gefühl der Enttäuschung zu vermeiden.

Bei diesem Gefühl, dass es nie genug ist, haben wir also einen dieser klassischen Gegensätze, dass etwas gut und schlecht zu gleich sein kann und dass die Dosierung die Wirkung ausmacht.

Ein gutes Maß dieses Gefühls erzeugt Tatkraft und Motivation und gesunden Ehrgeiz. Zu viel davon erzeugt einen Tunnelblick, Burn-Out, Lähmung und es schickt unseren Selbstwert in den Keller, wenn wir unseren (zu) hohen Ansprüchen nicht genügen.

Ja, solche Gegensätze aushalten zu können – das ist tatsächlich eine überlebensnotwendige Fähigkeiten in der heutigen Zeit.

Ganz kniffelig wird es, wenn Dritte ins Spiel kommen. Wenn uns also unser Lebenspartner oder unser Chef das Gefühl gibt, dass es nie genug ist, was wir tun. Wir Menschen sind ja soziale Tiere und geben etwas auf Meinungen unserer Mitmenschen. Und wenn wir eh schon ein bisschen an unserem fehlenden Selbstwert knabbern, kann es uns verletzen, wenn uns Dritte ständig vermitteln, dass es nicht reicht, was wir tun.

Ob das dann wirklich etwas mit mir selbst und meinem Verhalten zu tun hat oder mit einer übersteigerten Erwartungshaltung bei meinem Chef, Kollegen oder Lebenspartner ist noch mal eine andere Frage.

Wenn ich zum Beispiel in einem Job stecke, der wirklich nicht zu meinen Fähigkeiten passt, dann kann mein Chef ja durchaus recht damit haben, wenn er mir vermittelt, dass meine Leistung nicht ausreicht. Hier hilft eine ehrliche Meinung eines neutralen Dritten, der mir nicht aus Freundschaft nach dem Mund redet.

Oft haben andere Menschen, Chefs, Lebenspartner aber auch einfach hohe Erwartungen an sich selbst. Sie sind sich selbst nicht genug und das übertragen sie dann auf ihre Umwelt. Sie geben den inneren Druck nach außen. Was wieder ein schönes Beispiel dafür ist, dass unsere innere Welt sich meistens in unserer äußeren Welt widerspiegelt.

Falls Sie auch manchmal an dieser „Ich bin nicht genug“-Geschichte leiden, dann gibt es verschiedene Strategien, damit umzugehen:

  • Prüfen Sie doch einmal die Erwartungen, die Sie an sich selbst haben. Am besten setzen Sie sich hin und schreiben auf, welche Ansprüche Sie an sich selbst stellen. Wie genau müssten Sie sein, damit Sie das Gefühl hätten, dass es reicht und dass Sie genug sind?

  • Sortieren Sie die Ansprüche von Dritten an Sie (vom Chef, Lebenspartner, den Eltern etc.) und Ihre eigenen Ansprüche an sich auseinander. Welche sind Ihre wirklichen Ansprüche an sich selbst? Welche haben Sie von Dritten übernommen?


  • Schauen Sie, ob Ihre Erwartungen an sich selbst realistisch sind. Fragen Sie auch vertraute Menschen, ob Sie nicht vielleicht zu viel von sich erwarten.


  • Überlegen Sie, wo es Ihr Leben tatsächlich besser und schöner machen würde, wenn Sie in diesem Bereich wachsen und dazulernen würden. Oft entsteht das Gefühl „Es ist nicht genug“ ja wirklich aus einem Defizit im eigenen Verhalten.


  • Überlegen Sie vielleicht auch, ob Sie am falschen Ort sind, an einem Ort der nicht zu Ihren Fähigkeiten, Stärken und Vorzügen passt. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Sie als kommunikationstarker, menschenorientierter Typ in einem technischen Beruf arbeiten oder wenn Sie als schüchterner Mensch im Verkauf jobben. Am falschen Ort werden Sie vielleicht nie die Chance haben, genug zu sein.

Der Weg heraus aus einem übersteigerten Gefühl, dass man nie genug ist, führt wie meistens über die Achtsamkeit. Über die Achtsamkeit mit sich selbst. Über Achtsamkeit mit dem, was um einen passiert und was das in einem selbst an Gedanken und Gefühlen auslöst. Genauso wichtig ist Achtsamkeit mit den eigenen Bedürfnissen.

Denn je achtsamer Sie mit sich selbst umgehen, desto eher können Sie das Gefühl, dass es nicht genug ist, geschickt für sich nutzen, ohne dass seine Schattenseiten zu sehr zum Tragen kommen.

Trotz allen Schattenseiten kann uns dieses „Es ist nicht genug“ voranbringen, es kann uns zum Handeln motivieren und uns als Mensch wachsen lassen.

Es ist wie meistens im Leben: in der richtigen Dosierung ist nahezu alles nützlich und hilfreich.

Dienstag, 10. August 2010

Initiativbewerbung bei der Stadt Wien

Bewerbungen für die Wiener Stadtverwaltung, die sich nicht auf ein offenes Stellenangebot richten, sind grundsätzlich an Magistratabteilung2 zu richten.

Magistratsabteilung 2 - Bewerbungsservice
bewerbung@MA02.wien.gv.at

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Dienstag, 3. August 2010

Hart zu sich selber sein? Ist das sinnvoll?

Manchmal ist es sinnvoll, hart und unnachgiebig zu sich selbst zu sein. Und zwar dann, wenn es um die Sache geht, also um die eigenen Interessen, Bedürfnisse und Wünsche. Gleichzeitig sollte man im Umgang mit sich selbst weich, respektvoll und verständnisvoll sein.

Erstaunlicherweise gehen wir Menschen hier oft genau umgekehrt vor. Wir sind zwar hart und respektlos mit uns selbst. Gleichzeitig sind wir aber auch weich und nachgiebig, wenn es um unsere Interessen und Wünsche geht.

Das zeigt sich zum Beispiel, wenn wir uns etwas fest vornehmen und nach ersten zaghaften Versuchen wieder aufgeben. Oder wenn wir Dinge aufschieben, die wir eigentlich erledigen sollten. Wenn es um unsere eigenen Interessen geht, sind wir eben oft butterweich.

Dafür sind wir dann aber hart mit uns selbst und machen uns Vorwürfe, dass wir nicht diszipliniert genug sind. Oder wir fragen uns vorwurfsvoll, warum wir wieder dies oder jenes falsch gemacht haben. Manchmal beschimpfen wir uns sogar selbst.

Wir sind hart zu uns selbst und weich in der Sache.

Andersherum wäre es besser.

Also weich mit sich selbst zu sein und gleichzeitig die eigenen Interessen ein bisschen härter zu vertreten.

Das bedeutet zum Beispiel:

  • Klarheit – Finden Sie heraus, was Ihre Interessen überhaupt sind. Finden Sie heraus, in welche Richtung Sie wollen im Leben. Überlegen Sie sich, wovon Sie mehr und wovon Sie weniger haben möchten. Diese Klarheit lässt Sie entschlossener werden.

  • Schwächen kennen – Erkennen Sie Ihre Defizite. Nicht um sich damit fertig zu machen, sondern damit Sie wissen, wo Sie noch dazulernen müssen oder wo Sie Unterstützung brauchen.

  • Blockaden – Erkennen Sie die eigenen Verhinderungs- und Verdrängungsmechanismen, mit denen Sie sich selbst austricksen und die dafür sorgen, dass Sie nicht ins Handeln kommen. Sobald Sie erkannt haben, wie Sie sich selbst ausbremsen, können Sie Ihren Verhinderern etwas entgegen setzen.

  • Ängste überwinden – Die meisten Dinge, die uns wirklich voranbringen, machen uns erst einmal Angst. Nur wer seine Angst überwindet, kann vorankommen. Sich seinen Ängsten zu stellen, sie aushalten zu lernen und sie zu überwinden, das gehört zu den schnellsten Wegen zum Erfolg.

  • Integrität – Geben Sie sich selbst gegenüber nur noch sehr zögerlich Versprechen. Aber wenn Sie sich etwas versprechen, dann halten Sie das Versprechen auch – ohne wenn und aber.

  • Keine Ausreden mehr – Hören Sie auf, Ausreden und Entschuldigungen zu suchen, die erklären, warum Sie noch nicht haben, was Sie sich wünschen. Das bringt Sie nicht weiter. Suchen Sie lieber nach Lösungen, wie Sie trotzdem bekommen können, was Sie sich wünschen.

  • Handeln, handeln, handeln – Überwinden Sie sich. Strengen Sie sich wirklich an. Springen Sie über Ihren Schatten. Trauen Sie sich. Und halten Sie durch. Auch wenn es manchmal schwer ist.

Wenn Sie noch nicht da sind, wo Sie gerne hinmöchten, dann kann es daran liegen, dass Sie Ihre Interessen nicht hart genug vertreten. Also werden Sie vielleicht grundsätzlich härter und entschlossener, wenn es um Ihre Bedürfnisse und Wünsche geht.

Aber nur allein die Härte ist es nicht, sonst wird man ein kalter Knochen. Federn Sie die Härte ab, indem Sie möglichst weich mit sich selbst umgehen. Das bedeutet:

  • Erfolge sehen – Sehen und feiern Sie Ihre Erfolge, auch wenn sie noch so klein sind. Fragen Sie sich immer wieder: “Was war heute gut? Was habe ich heute gut gemacht? Was habe ich heute gelernt?”

  • Nicht vergleichen – Vergleichen Sie sich nicht mit anderen Menschen, sondern höchstens mit der eigenen Leistung von gestern.

  • Vergebung – Verzeihen Sie sich selbst Ihre Fehler und Unzulänglichkeiten. Sagen Sie sich: “Ich bin in dieser Beziehung nicht so gut und ich bin trotzdem ok, wie ich bin.”

  • Selbstrespekt – Erweisen Sie sich selbst dafür Respekt, dass Sie an Ihrer Entwicklung dran sind, dass Sie es versuchen, dass Sie nicht aufgeben.

  • Verständnis – Seien Sie gütig mit sich selbst und haben Sie Verständnis mit sich. Aber ohne in Selbstmitleid zu verfallen oder das Verständnis als Ausrede zu benutzen, warum man etwas nicht tun kann.

  • Freundlichkeit – Reden Sie nett und freundlich mit sich selbst. Unterbrechen Sie selbstkritische oder gemeine innere Stimmen. Fordern Sie auch in Ihrem inneren Dialog höfliche Umgangsformen ein.

  • Mut machen – Reden Sie sich gut zu, wenn Sie mal frustriert oder schlecht drauf sind. Ermuntern Sie sich, feuern Sie sich selbst an und machen Sie sich Mut. Sagen Sie sich, dass es ok ist, sich mal schlecht zu fühlen, solange man die Gefühle nicht verdrängt, ihnen aber auch gleichzeitig keine zu große Bedeutung beimisst.

Seien Sie also weich, unterstützend, verständnisvoll und respektvoll mit sich selbst.

Wenn wir als Mensch wachsen wollen, dann hilft es enorm, wenn wir hart und weich zu gleich sind. Hart in der Sache und weich mit uns selbst. Oder für die Freunde der asiatischen Weisheit: Yin und Yang. Weiblich und männlich. Warm und kalt. Seien Sie hart und weich zugleich. Dann wird der Weg zu einem selbstbestimmten, reichen, erfüllten und sinnvollem Leben einfacher.

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