Dienstag, 3. August 2010

Hart zu sich selber sein? Ist das sinnvoll?

Manchmal ist es sinnvoll, hart und unnachgiebig zu sich selbst zu sein. Und zwar dann, wenn es um die Sache geht, also um die eigenen Interessen, Bedürfnisse und Wünsche. Gleichzeitig sollte man im Umgang mit sich selbst weich, respektvoll und verständnisvoll sein.

Erstaunlicherweise gehen wir Menschen hier oft genau umgekehrt vor. Wir sind zwar hart und respektlos mit uns selbst. Gleichzeitig sind wir aber auch weich und nachgiebig, wenn es um unsere Interessen und Wünsche geht.

Das zeigt sich zum Beispiel, wenn wir uns etwas fest vornehmen und nach ersten zaghaften Versuchen wieder aufgeben. Oder wenn wir Dinge aufschieben, die wir eigentlich erledigen sollten. Wenn es um unsere eigenen Interessen geht, sind wir eben oft butterweich.

Dafür sind wir dann aber hart mit uns selbst und machen uns Vorwürfe, dass wir nicht diszipliniert genug sind. Oder wir fragen uns vorwurfsvoll, warum wir wieder dies oder jenes falsch gemacht haben. Manchmal beschimpfen wir uns sogar selbst.

Wir sind hart zu uns selbst und weich in der Sache.

Andersherum wäre es besser.

Also weich mit sich selbst zu sein und gleichzeitig die eigenen Interessen ein bisschen härter zu vertreten.

Das bedeutet zum Beispiel:

  • Klarheit – Finden Sie heraus, was Ihre Interessen überhaupt sind. Finden Sie heraus, in welche Richtung Sie wollen im Leben. Überlegen Sie sich, wovon Sie mehr und wovon Sie weniger haben möchten. Diese Klarheit lässt Sie entschlossener werden.

  • Schwächen kennen – Erkennen Sie Ihre Defizite. Nicht um sich damit fertig zu machen, sondern damit Sie wissen, wo Sie noch dazulernen müssen oder wo Sie Unterstützung brauchen.

  • Blockaden – Erkennen Sie die eigenen Verhinderungs- und Verdrängungsmechanismen, mit denen Sie sich selbst austricksen und die dafür sorgen, dass Sie nicht ins Handeln kommen. Sobald Sie erkannt haben, wie Sie sich selbst ausbremsen, können Sie Ihren Verhinderern etwas entgegen setzen.

  • Ängste überwinden – Die meisten Dinge, die uns wirklich voranbringen, machen uns erst einmal Angst. Nur wer seine Angst überwindet, kann vorankommen. Sich seinen Ängsten zu stellen, sie aushalten zu lernen und sie zu überwinden, das gehört zu den schnellsten Wegen zum Erfolg.

  • Integrität – Geben Sie sich selbst gegenüber nur noch sehr zögerlich Versprechen. Aber wenn Sie sich etwas versprechen, dann halten Sie das Versprechen auch – ohne wenn und aber.

  • Keine Ausreden mehr – Hören Sie auf, Ausreden und Entschuldigungen zu suchen, die erklären, warum Sie noch nicht haben, was Sie sich wünschen. Das bringt Sie nicht weiter. Suchen Sie lieber nach Lösungen, wie Sie trotzdem bekommen können, was Sie sich wünschen.

  • Handeln, handeln, handeln – Überwinden Sie sich. Strengen Sie sich wirklich an. Springen Sie über Ihren Schatten. Trauen Sie sich. Und halten Sie durch. Auch wenn es manchmal schwer ist.

Wenn Sie noch nicht da sind, wo Sie gerne hinmöchten, dann kann es daran liegen, dass Sie Ihre Interessen nicht hart genug vertreten. Also werden Sie vielleicht grundsätzlich härter und entschlossener, wenn es um Ihre Bedürfnisse und Wünsche geht.

Aber nur allein die Härte ist es nicht, sonst wird man ein kalter Knochen. Federn Sie die Härte ab, indem Sie möglichst weich mit sich selbst umgehen. Das bedeutet:

  • Erfolge sehen – Sehen und feiern Sie Ihre Erfolge, auch wenn sie noch so klein sind. Fragen Sie sich immer wieder: “Was war heute gut? Was habe ich heute gut gemacht? Was habe ich heute gelernt?”

  • Nicht vergleichen – Vergleichen Sie sich nicht mit anderen Menschen, sondern höchstens mit der eigenen Leistung von gestern.

  • Vergebung – Verzeihen Sie sich selbst Ihre Fehler und Unzulänglichkeiten. Sagen Sie sich: “Ich bin in dieser Beziehung nicht so gut und ich bin trotzdem ok, wie ich bin.”

  • Selbstrespekt – Erweisen Sie sich selbst dafür Respekt, dass Sie an Ihrer Entwicklung dran sind, dass Sie es versuchen, dass Sie nicht aufgeben.

  • Verständnis – Seien Sie gütig mit sich selbst und haben Sie Verständnis mit sich. Aber ohne in Selbstmitleid zu verfallen oder das Verständnis als Ausrede zu benutzen, warum man etwas nicht tun kann.

  • Freundlichkeit – Reden Sie nett und freundlich mit sich selbst. Unterbrechen Sie selbstkritische oder gemeine innere Stimmen. Fordern Sie auch in Ihrem inneren Dialog höfliche Umgangsformen ein.

  • Mut machen – Reden Sie sich gut zu, wenn Sie mal frustriert oder schlecht drauf sind. Ermuntern Sie sich, feuern Sie sich selbst an und machen Sie sich Mut. Sagen Sie sich, dass es ok ist, sich mal schlecht zu fühlen, solange man die Gefühle nicht verdrängt, ihnen aber auch gleichzeitig keine zu große Bedeutung beimisst.

Seien Sie also weich, unterstützend, verständnisvoll und respektvoll mit sich selbst.

Wenn wir als Mensch wachsen wollen, dann hilft es enorm, wenn wir hart und weich zu gleich sind. Hart in der Sache und weich mit uns selbst. Oder für die Freunde der asiatischen Weisheit: Yin und Yang. Weiblich und männlich. Warm und kalt. Seien Sie hart und weich zugleich. Dann wird der Weg zu einem selbstbestimmten, reichen, erfüllten und sinnvollem Leben einfacher.

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