Sonntag, 21. November 2010

Gefühle und Gedanken

Meiner Erfahrung nach sind unsere Gedanken und Gefühle manchmal ziemlich willkürlich. Oft steckt hinter unserem Denken und Fühlen kein tieferer Sinn. Manchmal denken wir einfach irgendwelchen Blödsinn, den wir aufgeschnappt haben. Oder machen uns über Dinge Sorgen, die einfach unwahrscheinlich sind.

Manchmal kommen mir zum Beispiel Gedanken in den Kopf, wie:

  • "Heute wird etwas Schlimmes passieren."
  • "Und was, wenn du eine unheilbare Krankheit bekommst?" oder
  • "Was mache ich, wenn meinen Lieben etwas passiert?"

Früher haben mich solche Gedanken ziemlich beschäftigt. Da dachte ich: “Diese Gedanken müssen doch einen Sinn haben. Vielleicht ist das eine Warnung aus meinem Unterbewusstsein?” Erstaunlicherweise ist aber nie etwas Schlimmes passiert, nachdem mir mein Unterbewusstsein so ein “Zeichen” gegeben hat...

Irgendwann habe ich begriffen, dass solche Gedanken einfach nur Gedanken sind, die mein Kopf eben manchmal so denkt. Und seitdem ich solche Gedanken mit Abstand betrachte und nicht mehr ernst nehme, ist mein Leben wesentlich einfacher geworden.

Wenn ich heute sorgenvolle oder angsteinflößende Gedanken habe, sage ich mir einfach: “Danke Kopf, dass du so interessante Gedanken denkst.” Und damit ist die Sache für mich in den meisten Fällen erledigt.

Unser Kopf ist dann am nützlichen, wenn wir ihn gezielt einsetzen, um zu planen, Alternativen zu durchdenken oder Probleme zu analysieren und zu lösen. Und wenn man dem Kopf nichts zu tun gibt, erfindet er irgendwelche Gedanken, nur damit er ausgelastet ist. Das muss man wissen und entsprechend entspannt damit umgehen.

Unsere Gefühle sind ein Spiegel unseres Lebens

Mit Gefühlen ist es ähnlich. Unsere Gefühle hängen von sehr vielen Einflussfaktoren ab – zum Beispiel,

  • von dem, was wir gerade gegessen oder getrunken haben,
  • von unserem Blutzuckerspiegel,
  • von unseren Hormonen,
  • davon, wie viel wir uns bewegen oder nicht bewegen,
  • davon, wie gut wir geschlafen haben,
  • aber auch von unseren Gedanken,
  • von äußeren Umständen, die uns vielleicht an vergangene Erlebnisse erinnern,
  • unsere Gefühle hängen davon, wie wir unsere augenblickliche Situation bewerten,
  • und sogar äußere Umstände, wie Temperatur und Luftdruck beeinflussen unsere Gefühlslandschaft.

Das bedeutet, dass Gefühle oft einfach keinen tieferen Sinn haben. Sie sind einfach nur ein Spiegel unserer augenblicklichen Umstände, unserer Einstellung zum Leben und unseres augenblicklichen Verhaltens.

Gefühle zu haben ist ja auch nicht das Problem. Zum Problem wird es erst, wenn wir die eigenen Gefühle bewerten:

  • “Ich sollte mich jetzt nicht so schlecht fühlen.”,
  • “Ich habe doch gar keinen Grund, traurig zu sein.”, oder
  • “Sei doch nicht so ein Angsthase.”

Erst wenn wir uns selbst unsere Gefühle krumm nehmen, fangen die Schwierigkeiten an. Denn wenn wir uns unsere Gefühle verbieten oder uns wegen ihnen auch noch fertig machen, verstärken wir die negativen Emotionen dadurch! Wir machen dadurch alles nur noch schlimmer, als es ist.

Gefühle akzeptieren und ihnen Raum geben

Psychologische Flexibilität bedeutet hier, die eigenen Gefühle nicht überzubewerten. Es sind eben nur unsere Gefühle. Nicht mehr. Und auch nicht weniger. Und sie dürfen da sein. Und wenn wir sie einfach nur wahrnehmen und ihnen den notwendigen Raum geben, dann verschwinden sie normalerweise auch wieder.

Manchmal haben Gefühle natürlich auch eine Bedeutung und sie zeigen uns an, dass wir besser irgendetwas in unserem Leben ändern sollten. Aber auch hier ist es nützlicher, wenn wir unsere Gefühle mit etwas Abstand betrachten, sonst kann es zu unklugen Kurzschlussreaktionen kommen, die wir hinterher bereuen.

Unsere Möglichkeiten nutzen, um unsere Gefühle zu ändern

Es ist hier auch hilfreich die Einflussfaktoren im Kopf zu behalten (siehe oben), die unsere Gefühle beeinflussen. Weil dann können wir unsere Gefühle bewusst ändern, wenn es zu unangenehm wird. Unangenehme Gefühle werden beispielsweise durch Selbstvorwürfe selten besser. Aber durch Bewegung, bessere Ernährung, Änderung der Lebensumstände und allgemein bessere Selbstfürsorge kann man seine Stimmung wirksam beeinflussen.

Um auf diese Weise zielgerichtet mit den eigenen Gefühlen umzugehen, muss man als allererstes aufhören, die eigenen Gefühle zu wichtig zu nehmen. Das bedeutet,

  • flexibel auf die eigenen Gefühle zu reagieren,
  • diese wahrzunehmen,
  • sie zuzulassen und
  • ihnen nicht zu viel Bedeutung beizumessen.

Durch einen gewissen Abstand zu unseren Gefühlen und Gedanken entsteht psychologische Flexibilität. Und mit der psychologischen Flexibilität kommt auch die innere Stärke, also das Vertrauen, mit allem irgendwie klarzukommen. Das Gefühl, dass einen nichts so schnell umwerfen kann.

Wenn wir mit unseren Gefühlen und Gedanken klarkommen, kommen wir mit allem klar. Dann sind wir innerlich gefestigt. Dann spüren wir diese innere Kraft und Stärke.