Donnerstag, 24. Februar 2011

Ich arbeite in einem Irrenhaus - das neue Wehrle-Buch Halten Sie Ihre Firma (manchmal) für ein Irrenhaus? Trösten Sie sich, Sie sind nicht allein

1. Ich arbeite in einem Irrenhaus - das neue Wehrle-Buch

Halten Sie Ihre Firma (manchmal) für ein Irrenhaus? Trösten Sie sich, Sie sind nicht allein! Seit vielen Jahren blicke ich als Karriereberater hinter die Fassaden der deutschen Unternehmen. In unzähligen Gesprächen mit Mitarbeitern hat sich mir ein Bild des Schreckens geboten: Scheinbar seriöse Firmen entpuppen sich als Blindgänger, Geldvernichter, Chaostruppen. Nach einer Umfrage „schämen“ sich 50 Prozent der deutschen Arbeitnehmer für ihr Unternehmen.

Welche abstrusen Blüten der Irrsinn in den Firmen treibt und wie man als Mitarbeiter damit umgeht, beschreibe ich in meinem neuen Buch: „Ich arbeite in einem Irrenhaus – Vom ganz normalen Büroalltag“ (Econ, 14,99 Euro). Dort erfahren Sie u.a.:

1. Welcher Irrsinn sich täglich unter den Dächern scheinbar seriöser Firmen abspielt.

2. Wie verrückt Ihr eigener Arbeitgeber ist – durch einen „großen Irrenhaus-Test“

3. Wie man als Bewerber irre Firmen mit Hilfe eines „Frühwarnsystems“ erkennt.

Blättern Sie mal rein ins Irrenhaus!


2. Kekse aus Arabien: Drei Beispiele für Firmen-Irrsinn

Hier drei Kostproben für Firmen-Irrsinn, wie er (bei mir) im Buche steht:

Beispiel 1: Der durchgeknallte Krankheits-Killer

Der Chef eines mittelständischen Sportartikel-Herstellers will die ohnehin geringe Zahl der Fehltage seiner Mitarbeiter weiter reduzieren. Also lobt er eine Prämie für jeden aus, der bis zum Jahresende keinen Fehltag verzeichnet. Als die nächste Grippewelle aufzieht, will kein Mitarbeiter die Prämie sausen lassen: Alle schleppen sich angeschlagen zur Arbeit. Die Grippeviren haben leichtes Spiel, wandern von Büro zu Büro. Schließlich ist ein Drittel der Mitarbeiter zur selben Zeit krank. Am Jahresende ist die Zahl der Krankheitstage massiv angestiegen.

Beispiel 2: Fatale Entlassung

Der Mitarbeiter eines Grafik-Betriebes schaut im Intranet nach, welche neuen Mitarbeiter in seiner Firma anheuern. Unter anderem wird dort der neue Leiter seiner eigenen Abteilung vorgestellt. Das Problem ist nur: Der Mitarbeiter weiß nichts davon, dass die Führung wechseln soll. Also spricht er seinen aktuellen Abteilungsleiter an. Der wird blass wie ein Leichentuch – erst auf diesem Weg erfährt er von seiner eigenen Degradierung.

Beispiel 3: Kekse aus Arabien

Ein norddeutscher Konzern erlässt ein Sparprogramm: Gäste dürften bei Meetings unter vier Stunden Länge nicht mehr bewirtet werden. Die Hungersnot greift um sich. Ein reicher Investor aus Arabien verlässt ein Meeting nach drei Stunden – und kommt mit einer Riesendose voller Kekse aus dem konzerneigenen Shop zurück. Brüderlich teilt er seine Ration mit den Mitarbeitern des Konzerns. Andere Kunden werten die gestrichene Bewirtung als Schlag in ihre Magengrube – und platzieren ihre Millionenaufträge bei Wettbewerbern.


3. Kleiner Test: Arbeiten Sie in einem Irrenhaus?

Woran können Sie schnell erkennen, ob Ihre Firma ein Irrenhaus ist? Im Laufe der Jahre sind mir vier wichtige Kennzeichen aufgefallen, von denen mindestens eines zutreffen muss:

1. Heuchelei: Die Firma tut nicht, was sie sagt, und sagt nicht, was sie tut. Sie verspricht Mitarbeitern (und Kunden) mehr, als sie hält. Sie pflegt Leitsätze, die nicht gelten. Sie stellt Forderungen, die sich ausschließen. Nur eine Moral ist ihr heilig: die Doppelmoral. Wahr ist, was ihr nützt. Solche Firmen sind Spezialisten für Fassadenbau – nur ihr Außenbild ist makellos.

2. Profitsucht: Die Firma fühlt sich nur einem „höheren“ Ziel verpflichtet: der Gewinnmaximierung. Der Kunde ist für sie nur eine Einnahmequelle, ein „Account“; die Umwelt ist für sie nur ein Rohstoff, den es auszubeuten gilt; und der Mitarbeiter ist nur ein Mohr, der gehen kann, wenn er seine Schuldigkeit getan hat. Der Bagger des Personal- und Kostenabbaus schlägt ohne Skrupel zu. Vor allem Konzerne handeln nach dieser plutokratischen Maxime.

3. Egozentrik: Die Firma ist vor allem mit sich selbst beschäftigt – nicht mit dem Markt. Man definiert Prozesse, zelebriert Meetings, pflegt Bürokratie, schlägt Schaum. Mal herrscht Chaos, etwa nach einer Restrukturierung, dann Erstarrung, etwa nach einer Budgetsperre. Die Mitarbeiter sind nur auf den Chef fixiert. Der Kunde spielt die letzte Geige.

4. Dilettantismus: Die Firma stolpert über die eigenen Füße. Hier wird kein Geschäft geführt, hier wird fröhlich dilettiert. Die Führungskräfte verdienen ihren Namen nicht. Die Entscheidungen werden gewürfelt. Der Horizont reicht nicht weiter als der Stadtbus. Vor allem im Mittelstand macht sich dieser unfähige Irrenhaus-Typus breit.


4. Das große Frühwarnsystem: Irrenhäuser als Bewerber meiden

Wie schaffen Sie es als Bewerber, irre Firmen zu meiden? Feine Signale im Bewerbungsverfahren sollten Sie hellhörig machen. In meinem Buch führe ich 25 „Frühwarn-Signale“ auf – hier drei als Kostprobe, bezogen auf die Stellen-Ausschreibung:

Wie oft erschienen?

Recherchieren Sie, ob die Stellenausschreibung schon mehrfach erschienen ist, womöglich Monate zuvor. Das kann dreierlei bedeuten: Entweder war die Stelle nicht zu besetzen, weil der Arbeitgeber utopische Ansprüche hat. Oder die Top-Bewerber sind beim Anblick eines Irrenhauses abgesprungen. Oder – am wahrscheinlichsten – jemand trat den Job an, wurde aber noch in der Probezeit abserviert. Das kann auf eine ruppige Firmenkultur, auf einen schwierigen Vorgesetzten und auf wenig Geduld bei der Einarbeitung hindeuten.

Größe

Passt die Größe der Anzeige zur Bedeutung der Firma? Große Firmen, die kleine Anzeigen schalten, sind oft vom Geiz zerfressen. Seien Sie sicher, dass eine solche Firma nicht in die Spendierhosen schlüpft, wenn Sie mehr Gehalt wollen oder eine wichtige Investition für die Zukunft ansteht. Dagegen können großformatige Anzeigen unbekannter Firmen auf Hochstapelei und unseriöse Geschäftsmodelle hinweisen – erst recht, wenn hohe Gehälter für wenig Arbeit versprochen werden: „10.000 Euro, halbtags, von zu Hause“.

Headhunter sucht

Eine Firma, die über Headhunter sucht, hat gute Gründe dafür. Zum Beispiel: Derjenige, dessen Job neu vergeben wird, weiß noch nichts von seinem Unglück. Oder die Mitarbeiter sollen nicht in Unruhe versetzt werden, weil der x-te Vorgesetzte in kurzer Zeit bei ihnen aufschlagen wird. Oder bei Kunden und Geschäftspartnern soll die Illusion von Konstanz erhalten bleiben.

All das lässt ein Klima der Geheimniskrämerei, starres Hierarchiedenken und mangelnde Wertschätzung der Mitarbeiter befürchten – gerade dann, wenn die ausgeschriebene Position keinen seltenen Spezialisten oder hochrangigen Manager erfordert, sondern auch durch ein Eigeninserat zu besetzen gewesen wäre.


Mehr finden Sie in dem Buch: http://www.amazon.de/dp/3430200970?tag=1gehalts2karr-21&camp=1410&creative=6378&linkCode=as1&creativeASIN=3430200970&adid=191NJNCXGHJGD337M4Y4


Quelle:

Martin Wehrle