25. Februar 2011 | 11:51 | | Michael Roither (SN). |
Eine aktuelle Befragung der Trigon-Entwicklungsberatung zeigt: Die Krise ist am Coaching vorbeigegangen. Nachfrage und Professionalität der Branche steigen.
Coachs lösen keine Probleme – sie helfen intensiv und zielorientiert dabei, diese selbst zu lösen.
An der fünften Coaching-Befragung der Trigon-Entwicklungsberatung seit 1997 beteiligten sich im vergangenen Jahr 300 Coachs, Personalentwickler und Coaching-Kunden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Die Ergebnisse: Die Kunden schätzen beim Coaching 2010 (in dieser Reihenfolge) das professionelle Gespräch, das flexible Vorgehen, den ganzheitlichen Bezug, die freiwillige Inanspruchnahme, die kontinuierliche Zielarbeit sowie die zeitlich begrenzte Begleitung. Bei der Person des
Coachs stehen eindeutig die Verschwiegenheit, gefolgt von „situativ Genanntes aufgreifen" und ein breites Erfahrungsspek- trum im Vordergrund. Erst danach kommen Ziel- und Ergebnisorientierung, Empathie und Beziehungsorientierung sowie das „Raumlassen" und sich als Coach „zurückhalten". Absolutes No-go: Das Weitergeben von Berichten und Bewertungen an Dritte.
Karriere als Hauptgrund und -thema
18 Prozent der Befragten unterziehen sich einem Coaching aus Gründen der persönlichen Weiterentwicklung, der Selbstsicherheit und der Karriere. Erst danach folgen mit 16 Prozent Change-Prozesse bzw. Veränderungen und Neuorientierung. 14 Prozent der Befragten nutzen Coaching aus aktuellen Gründen, zur Reflexion und zur Behandlung von Alltagsthemen.
Hauptthemen des Coachings aus Kundensicht waren zu 21 Prozent Zielfindung, Karriere, Selbstwert und berufliche-persönliche Entwicklung wie die Übernahme neuer Rollen. 14 Prozent brachten Themen zu Kommunikation, Verhaltensweisen und Gesprächsführung ein, weitere 14 Prozent Beziehungsfragen, Konflikte und Umgang mit schwierigen Situationen. An vierter Stelle mit 13 Prozent rangieren Themen wie Arbeitsorganisation und Selbstmanagement.
Vier bis fünf Mal zum Coaching
Der typische Coaching-Prozess umfasst laut Trigon-Studie derzeit etwa vier bis fünf Gesprächseinheiten. Die Anzahl der Einheiten ist dabei tendenziell steigend, ein Viertel aller Coachings umfasst bereits sechs bis zehn Gespräche. Zu 98 Prozent wird Einzel-Coaching genutzt, aber auch Team-Coaching (ein Thema für die ganze Gruppe) mit 36 Prozent und Gruppen-Coaching (individuelle Themen der Teilnehmer werden in der Gruppe bearbeitet) mit 23 Prozent nehmen aus der Erfahrung von Coaching-Kunden zu. 90-Minuten-Einheiten sind insgesamt die beliebteste Länge für eine Coaching-Einheit.
Die Coaching-Kunden nennen als Hauptvorteile des Coachings alternative Sichtweisen und Außenperspektive an erster Stelle, Klarheit, klare Ziele, Orientierung und Achtsamkeit an zweiter Stelle sowie an dritter Stelle ex aequo Reflexion, Feedback und Dokumentation, Stärken wie auch Sicherheit in Entscheidungen und größeres Selbstbewusstsein. 98 Prozent der Befragten würden Coaching weiterempfehlen.
Coaching trotz der Krise
51 Prozent der Coaching-Kunden geben an, dass die Wirtschaftskrise gar keine Auswirkung auf Coaching hatte. 14 Prozent sprachen als Folgen von reduziertem Budget oder fehlenden Mitteln. Neun Prozent der Befragten sahen demgegenüber gar verstärkten Bedarf. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Personalentwicklern und Unternehmen. Etwas anders die Coachs: Knapp die Hälfte beurteilt die Einzelnachfrage nach Coaching in der Wirtschaftskrise mit „gleichbleibend", 32 Prozent allerdings mit „vermehrt" und nur sieben Prozent mit „geringer". Bei der Frage nach der Zukunft des Coachings in Unternehmen sagen insgesamt mehr als zwei Drittel aller Befragten „steigend", nur drei Prozent sehen einen geringer werdenden Bedarf. Hauptgründe dafür sind laut Trigon-Studie die höhere Akzeptanz von Coaching als zielführende Unterstützung (30 Prozent), steigender Druck, die Anforderungen an die Arbeit und Aufgabenkomplexität (25 Prozent).
Wie wird Coaching in Unternehmen eingesetzt? In 64 Prozent der Unternehmen wird Coaching situativ eingesetzt, bei 21 Prozent ist es permanent in der Personalentwicklung in Verwendung. Davon profitieren in 59 Prozent der Unternehmen Führungskräfte (neue Führungsaufgabe, Begleitung zur Managementausbildung), in 29 Prozent der Fälle wird Coaching breiter eingesetzt. www.coaching.at
Daten und Fakten
Was ist Coaching?Coaching ist laut ACC (Österr. Dachverband für Coaching) „ein interaktiver personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess im beruflichen Kontext, der zeitlich begrenzt und thematisch (zielorientiert) definiert ist. Die individuelle Beratung von einzelnen Personen, Gruppen oder Teams richtet sich auf fachlich-sachliche und/oder psychologisch-soziodynamische Fragen bzw. Problemstellungen, die sich auf die Arbeitswelt beziehen". Elementar sei dafür eine tragfähige Beziehungsbasis, begründet durch Freiwilligkeit, gegenseitiges Respektieren und Vertrauen. „Das Gespräch zielt immer auf eine Förderung von Selbstreflexion und -wahrnehmung, von Bewusstsein und Verantwortung, und von Selbsthilfe/ Selbstmanagement ab." Coaching arbeitet mit „transparenten Interventionen nach dem Prinzip des Öffentlichmachens und des impliziten Vermeidens manipulativer Techniken. [...] Der Prozess baut auf die ressourcen- und lösungsorientierten Kompetenzen der Kunden, die gefördert und aktiviert werden können. Coaches entwickeln gemeinsam mit den und nicht für die Kunden individuell angemessene Lösungen in Passung an das System". Coaching braucht daher messbare, nachvollziehbare Kriterien für das Erreichen konkreter Ziele.
Quelle: Salzburger Nachrichten